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Schon wieder ein Spitzenjahrgang?

Schon wieder ein Spitzenjahrgang?

Die spitze Zunge

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Tadaa! Der Jahrgang 2023 ist da – und es stellt sich die Frage der Fragen: Ist 2023 ein guter oder ein schwacher Jahrgang? Von offizieller Seite hieß es ja schon Anfang September des Vorjahres, dass es sich um einen „vielversprechenden Jahrgang mit sehr guter Qualität“ handle. Diese alljährlich wiederkehrenden, verfrühten Prognosen gleichen aber eher einem Blick in die Glaskugel denn einer fundierten Jahrgangseinschätzung. Medien greifen solche Botschaften dennoch gern auf, Konsument:innen aber bringt das wenig. Anfang September 2023 hingen schließlich noch fast alle Trauben an den Stöcken und kein Mensch wusste, wie es mit dem Wetter in den entscheidenden Herbstwochen weitergehen wird. Die Hoffnung auf einen weiteren Spitzenjahrgang wurde aber wie üblich geschürt – aus Marketing-Sicht verständlich, jeder neue Jahrgang soll sich schließlich verkaufen.

Immerhin weiß man zu jenem Zeitpunkt über den Witterungsverlauf bis zum Beginn der Weinlese Bescheid. Und der war im Jahr 2023 durchaus turbulent. Austrieb und Rebblüte erfolgten durch das kühle Frühjahr spät. Schwere Unwetter in der Südsteiermark brachten Ende Mai Überflutungen und Hangrutschungen. Niederschlags- und Hitzeperioden wechselten sich in der Folge ab. Das Weinviertel und die Wachau waren punktuell von Hagelschäden betroffen. Die wiederholten Niederschläge führten in vielen Gebieten zu erhöhtem Auftreten von Pilzkrankheiten. Noch Mitte September gab es in Teilen des Kremstals und des Kamptals ein Hagelunwetter, das einige Weingärten zerstörte. Es sah also nicht immer rosig aus. Was den Jahrgang 2023 gerettet hat, war tatsächlich ein wunderschöner Herbst mit perfektem Lesewetter.

Insgesamt entpuppt sich auch 2023 wieder als sehr warmes Jahr – tatsächlich als das wärmste in der 256-jährigen österreichischen Messgeschichte, gleichauf mit 2018. Angesichts der fortschreitenden Erwärmung durch die Klimakrise stellt sich ohnehin die Frage, wie lange sich Österreichs Weinbaugebiete noch ein „Cool Climate“ auf die Fahnen heften können. Die Weinbaugrenze rückt definitiv immer weiter gen Norden – unlängst probierte ich einen anständigen Wein aus den Niederlanden, und dass manche von Englands Schaumweinen längst zur Spitzenklasse zählen, überrascht auch niemanden mehr.

In Österreich freute man sich bis Anfang der 2000er über warme bis heiße Jahrgänge, in denen die Trauben so richtig ausreiften und gehaltvolle Topweine mit viel Kraft und Fülle möglich waren. Dann kam der elende Hitzejahrgang 2003, aus dem die Winzer:innen aber auch einiges lernten. Heute setzen sie immer mehr gekonnte Maßnahmen, um ihre Weingärten besser an Hitze und Trockenheit anzupassen. Einen richtig „schlechten“ Jahrgang, in dem die Trauben nicht reif wurden, gab es in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr. Was es noch gibt, sind etwas kühlere oder feuchtere Jahrgänge, wie zum Beispiel 2008, 2010 oder 2014. Gerade der Letztgenannte wurde vom österreichischen Weinjournalismus bereits bevor die ersten Weine in Flaschen gefüllt waren, verrissen. Jedoch können speziell auch Weine aus kühleren Jahrgängen wunderschön reifen und einige der viel geschmähten 2014er präsentieren sich gerade ausgezeichnet, wobei ich mich hier natürlich auf Weine von österreichischen Spitzenwinzer:innen beziehe. Denn die können eben auch in einem schwierigen (in jenem Fall von Regen und Fäulnis geprägten) Jahrgang durch penibles Arbeiten, präzises Handwerk und viel Know-how sehr gute Weine keltern. Überhaupt spielen das Können und das Qualitätsbewusstsein des Winzers/ der Winzerin die Hauptrolle. Dabei ist schon die Wahl des Lesezeitpunkts ein entscheidendes Kriterium, denn es geht heute nicht mehr um die maximale Zuckerreife, sondern um die optimale Balance.

Warum interessieren wir uns überhaupt so sehr für Jahrgänge? Ganz klar: Es sind die unterschiedlichen Jahrgänge, die dafür sorgen, dass das Thema Wein so faszinierend und spannend bleibt. Die Weinwelt ist so ungeheuer reizvoll, weil jedes Jahr anders verläuft, Weine immer wieder überraschen und wir die Typizität eines Jahrgangs tatsächlich schmecken können. Genau das macht Wein einzigartig. Nun kommen immer mehr Vertreter des brandneuen Jahrgangs 2023 auf den Markt und wir sind gespannt. In der Steiermark fielen die Mengen eher klein aus, dafür sollten schon die Einstiegsweine mit guter Dichte und Intensität ausgestattet sein, gepaart mit Frische und moderatem Alkohol. Weiße Gebietsweine aus Niederösterreich strahlen klare Frucht und viel Trinkfreude aus, bei den Ortsweinen dürfen wir uns über Sortentypizität, Saftigkeit und Harmonie freuen. Bei den Lagenweinen rechnen wir mit viel Ausdruckskraft und ausgezeichneter Balance. Ab 1. Mai dürfen sogar schon die Wachauer Smaragde in den Verkaufsregalen stehen. Aber eine Bitte: Legen Sie diese Weine in den Keller und geben Sie ihnen Zeit. Dass in Österreich sehr viele Weine viel zu jung getrunken werden, ist bekannt, doch kann man es gar nicht oft genug wiederholen.

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Von Daniela Dejnega