Pays Nantais – Muscadet ist nicht Muskateller!
Die einzige Weinregion in der historischen Bretagne hat sich dank des anhaltenden Erfolgs seit den 1970ern in ihrem Umfang mittlerweile verdoppelt. Das Kerngebiet südlich von Nantes mit besten Böden und der Nähe zum Atlantik nennt sich Sèvre-et-Maine und umfasst stolze 9.500 Hektar. Die sind aber auch notwendig, da sich der Muscadet als so hervorragender Begleiter für atlantische Meeresfrüchte erwiesen hat, dass er heute in keinem Strandrestaurant fehlen darf. Die auch als Melon de Bourgogne bekannte Rebsorte weist keine duftigen Muskat- und Blütennoten auf, wie es der Name vielleicht vermuten lassen würde, sondern ist ein entfernter Verwandter des Chardonnay und schmeckt in der Regel knochentrocken und eher zart floral als fruchtig. Um etwas mehr Komplexität und Spritzigkeit zu erreichen, wird sie unter erhöhten Auflagen oft auf der Hefe ausgebaut (mindestens bis 1. März) und darf dann den Zusatz „sur lie“ tragen. So entsteht der unverwechselbare, zart salzige Charakter, der auf ideale Weise die Bühne für Austern, Shrimps, Muscheln und Fisch in Butter sauce bilden kann. Bernard Chéreau junior erbte das von seinem Vater erworbene Château Chasseloir und damit das Paradeweingut der Region. Seither vertieft er sich in die Aufgabe, seinen international bislang noch unterschätzten Muscadet berühmt zu machen.
Anjou-Saumur – Sandsteinhöhlen mit idealen Lagerbedingungen
Über viele Jahrtausende haben die Loire und ihre Bewohner die weichen Tuffgesteine an den Ufern bei Saumur und Anjou ausgehöhlt und so ein gewaltiges Höhlensystem geschaffen, welches ideale Bedingungen für Weinbereitung und Weinlagerung bietet. Bei Saumur hat auch das berühmte Crémant-Haus Bouvet-Ladubay der Familie Monmousseau seine Keller in Höhlen, die beachtliche acht Kilometer Länge aufweisen. Für viele produzieren sie den besten Schaumwein der Loire, bestehend aus Chenin Blanc, Chardonnay und Cabernet Franc. Ein Crémant de Loire muss zumindest neun Monate nach der Gärung in der Flasche auf der Hefe lagern, in vielen Fällen wird das aber auf 18 bis 24 Monate ausgedehnt.
Abgesehen von den Schaumweinen stehen die Appellationen Saumur und Saumur-Champigny für feingliedrige, elegante, aber dennoch ewig haltbare Rotweine aus Cabernet Franc sowie Weiße aus der Sorte Chenin Blanc. Die Domaine Fosse-Sèche am Ortsrand von Brossay zählt zu den ältesten Weingütern Frankreichs und wurde 1989 von der Familie Pire erworben, die es zu einem Bio-Weingut samt Vogelschutzgebiet und Blumenwiesen umbaute. Die Weingärten der Domaine liegen in einem Teil der Saumur AC mit extrem hohem Feuersteingehalt in den Jura-Böden. Daher zählt Fosse-Sèche mit seinen puristischen Terroirweinen zu den Lieblingsweingütern von Parker-Verkoster Stephan Reinhardt.
In Anjou dominieren trockene bis süßliche und jung zu trinkende Roséweine. Bemerkenswert sind jedoch die Chenin Blancs vom nördlichen Ufer Richtung Angers. Hier auf süd- bis südwestlich ausgerichteten Schieferhängen wachsen grandiose Savennières sowie der berühmte Coulée de Serrant. Letzterer ist eine Ikone, die vom Vorreiter der Biodynamie, Nicolas Joly, weltberühmt gemacht wurde. Weiter südlich des Flusses wachsen die international gefeierten Chenin-Süßweinraritäten der Loire: Quarts de Chaume, Côteaux du Layon und Bonnezeaux.