Die Kerngebiete im Westen rund um La Morra und Barolo weisen einen Kalkmergel namens Tortonium auf, der duftigere, fruchtbetontere Weine zur Folge hat. Feine Beispiele dafür sind der Arborina vom revolutionären Elio Altare, heute von Tochter Silvia modern geleitet. Carlo Revellos kleines Weingut liegt auch in La Morra, in seinem Barolo zeigt er allerdings das Beste aus beiden Welten, indem er Trauben aus La Morra und aus Serralunga d’Alba vereint. Dies lässt seinen Wein besonders ausgeglichen zwischen Frucht und Tannin schweben.
In Barolo gibt es mit Cannubi außerdem den vielleicht berühmtesten Hügel der Region. Von hier stammen viele legendäre Weine, wie zum Beispiel vom Weingut E. Pira & Figli, geleitet von Chiara Boschis, denen oft ein geheimnisvolles Veilchenaroma innewohnt. Auch das traditionsreiche Weingut Comm. G.B. Burlotto aus der nördlichsten Barolo-Gemeinde Verduno produziert auf einer kleinen Parzelle einen Cannubi, der zu den besten der Region zählt. Burlotto steht für linearen, aber tiefgründigen und sehr fein nuancierten Barolo. „Wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis, das hier geboten wird, bedenkt, dann gibt es beim italienischen Wein keinen besseren Deal“, schrieb Robert Parkers Wine Advocate im Juli 2020. Die andere Toplage von Barolo, Paiagallo, ist leider sehr rar, die Weine von Kultwinzer Giovanni Canonica sind nur im Frühjahr verfügbar und im Herbst regelmäßig ausverkauft. Kürzlich konnte er auch einen Weingarten im nordöstlichen Grinzane Cavour hinzufügen.
Rund um die östlichen Gemeinden wie Serralunga d’Alba und Castiglione Falletto bis hinunter nach Monforte d’Alba herrscht ein kargerer Kalkmergel namens Helvetium vor, der zu kräftigeren, schwereren Weinen führt. Die Brüder Massolino aus Serralunga d’Alba verfügen über ausgezeichnete Lagen wie Parussi und Parafada, die sie in sehr puristische Barolos umwandeln, ohne den klassischen, kraftvollen Weg zu verlassen.
Eine spezielle Position nehmen die Geschwister Cavallotto in Castiglione Falletto ein. Sie besitzen mit ihrem Bricco Boschis einen Hügel in Monopollage und sitzen mit ihrem Weingut an dessen Spitze. Der Wein überzeugt mit sehr traditionellem, langlebigem Stil, aber mit weichen, balsamischen Tanninen.
Marco Parusso hingegen zeigt in Monforte d’Alba, was moderner Barolo sein kann. Er intensiviert die Frucht durch kurze Kaltmazeration und baut in neuen Barrique-Fässern aus, was in saftigen, dunklen, mächtigen Weinen Ausdruck findet. Vor allem sein Bussia beeindruckt mächtig. Verpassen Sie also auf keinen Fall, sich durch diese traditionsreiche Region zu kosten, die nach wie vor eine Reihe köstlicher Überraschungen für Freunde des italienischen Weins bereithält.