Daniela Dejnega: Gerhard, Du bist einer der erfolgreichsten Rotweinwinzer Österreichs. Seit ein paar Jahren arbeitet Johanna am Weingut mit. Wie geht es Euch als Vater-Tochter-Gespann?
Gerhard Markowitsch: Ich denke, es geht uns sehr gut. Uns auszutauschen und uns gemeinsam weiterzuentwickeln, ist für mich eine Bereicherung. Denn höchste Qualität ist und bleibt das Ziel!
Daniela Dejnega: Was sagst Du dazu, Johanna? In welchen Bereichen kannst Du Dich besonders gut einbringen?
Johanna Markowitsch: Ich denke, jede Generation bringt neue Ideen und Vorstellungen mit. Wir versuchen, alles halbwegs gut zu vereinen (grinst) – Tradition sowie Moderne. Ich kümmere mich zurzeit verstärkt um den Vertrieb, bin viel unterwegs und versuche, unsere Weine richtig zu positionieren. Wir verkosten und cuvetieren aber immer zusammen.
Daniela Dejnega: Euer Weingut befindet sich im Weinort Göttlesbrunn in Carnuntum. Welche prägenden Merkmale besitzt diese Herkunft?
Gerhard Markowitsch: Carnuntum ist eines der wenigen Weinbaugebiete, wo zwei Bergzüge das Terroir prägen. Rund um Göttlesbrunn spüren wir den alpinen Einfluss vom Leithaberg und im östlichen Bereich jenen vom Spitzerberg als Ausläufer der Karpaten. Die kleinen angrenzenden Waldflächen um Göttlesbrunn sorgen für kühlere Nächte und somit für mehr Frische und Komplexität in den Weinen.
Daniela Dejnega: Rotweine stehen im Fokus, einerseits Sortenreines vom Zweigelt und vom Pinot Noir, andererseits auch Cuvées wie „Red Carpet“ oder der Klassiker „Redmont“. Worauf kommt es beim Cuvetieren an?
Johanna Markowitsch: Wir suchen in den Weinen immer die Harmonie und Balance. Um das bestmöglich zu erreichen, braucht es aber auch eine gewisse Erfahrung, um auch die weitere Entwicklung des Weines sensorisch mit einzuplanen.
Daniela Dejnega: Langjähriges Flaggschiff des Weinguts ist die Top-Cuvée Rosenberg. Die Ried Rosenberg ist auch als Erste Lage der Österreichischen Traditionsweingüter (1ÖTW) klassifiziert. Was zeichnet sie aus?
Gerhard Markowitsch: Ried Rosenberg ist unser bekanntester Wein, den wir nun seit 30 Jahren vinifizieren. Diese südwestlich geneigte Hanglage ist geprägt durch Urmeersedimente von Kalk, Lehm und verschiedenen Kiesarten; auch der im oberen Bereich angrenzende Wald bewirkt hier ein einzigartiges Klima. Der Rosenberg ist immer ein sehr strukturierter, straffer, aber auch wirklich eleganter Rotwein, der sehr lange reifen kann. Durch das Alter der Rebanlagen sowie den Einsatz von größeren Fässern versuchen wir wirklich, die Einzigartigkeit der Riede zu zeigen. Für uns ist dieser Wein unverwechselbar.
Daniela Dejnega: Im allgemeinen Trend zu einem eleganteren, weniger üppigen Rotweinstil kommt oft die „behutsamere Extraktion“ im Keller zur Sprache. Kannst Du uns kurz erklären, was damit gemeint ist?
Gerhard Markowitsch: Extraktion bedeutet das Herauslaugen von Aroma-, Farb- und Gerbstoffen aus der Traubenschale. Dies geschieht normalerweise durch Unterstoßen oder Überschwallen des aufsteigenden Tresterkuchens während der Gärung. Je nach Intensität, Dauer und Zeitpunkt dieser Anwendungen extrahiert man mehr oder weniger Farb- und Gerbstoffe in den Wein. Um alle Feinheiten des Terroirs auch im Wein zu spüren, sollte die Extraktion der jeweiligen Lage und natürlich auch dem Jahrgang angepasst werden.
Daniela Dejnega: Johanna, Du hast mit „JoMa“ Deine eigene Weinlinie kreiert. Welche Idee steckt dahinter und was ist Dir bei diesen Weinen wichtig?
Johanna Markowitsch: Die JoMa-Weine sind Weine, die völlig ohne Schnickschnack auskommen. Die Trauben werden mit Butz und Stingl gepresst, bevor sie als natürlich prickelnder Schaumwein oder Stillwein ungeschwefelt und unfiltriert abgefüllt werden. JoMa ist eine Spielwiese für mich, die ich machen kann, weil Markowitsch die Basis ist. Ich wollte etwas Eigenständiges mit jugendlichem Touch kreieren. Leichtfüßig, aber spaßig!
Daniela Dejnega: Gibt es eine Entwicklung am Weinmarkt oder in der Weinszene, die Euch zuletzt überrascht hat?
Gerhard Markowitsch: Überrascht – hmm… Positiv überrascht hat uns, dass durch die etwas turbulente Zeit in den vergangenen zwei Jahren unsere Kunden vermehrt die Lagenweine gekauft haben. Das bestätigt unsere Philosophie und unsere Richtung, die wir einschlagen.
Daniela Dejnega: Stehen derzeit dennoch auch neue Projekte an?
Johanna Markowitsch: Wir begeben uns immer auf die Suche nach neuen Dingen, versuchen immer, die Augen offen zu halten. Aber zurzeit sind wir sehr zufrieden mit unseren Marken, die wir in den letzten Jahren kreiert haben. Jetzt ist mal Schluss.