Neue Ära, neue Weine
Mit steigenden Erfolgszahlen wurde vermehrt in neue Weingärten investiert, bis Penfolds in den 1970er Jahren Marktanteile verlor. Dies läutete das Ende der Familien-Ära von Penfold-Hyland ein. Zusätzliche Investoren wurden benötigt und eine öffentliche Gesellschaft gegründet. Max Schubert ging in Pension und machte Platz für die nächste Winemaker-Generation: Don Ditter übernahm seinen Platz, später gefolgt von John Duval im Jahr 1986. Seit 2002 führt nun der charismatische Kellermeister Peter Gago die Geschicke von Penfolds. Er ist erst der vierte in seiner Rolle seit Max Schubert und sieht seine Verantwortung darin, auf dessen Fundament aufzubauen und etwas Einzigartiges hinzuzufügen. Alle vier Kellermeister haben Großartiges zustande gebracht und dafür gesorgt, dass Penfolds mit einer Serie erfolgsgekrönter Weine in die Geschichte Australiens einging.
Denn seit dem Durchbruch des Grange gediehen in dessen Windschatten so einige Shiraz-betonte Spitzenweine, die in den letzten Jahrzehnten einen regelrechten Boom auslösten. Einer davon ist der alsbald zur Legende erhobene Koonunga Hill Claret, der weltweit für Furore sorgte, denn nie zuvor hat es so gute Weinqualität aus Australien zu so günstigen Preisen gegeben. Ihm zu Ehren wurde ab 2006 zum 30-jährigen Jubiläum eine Hommage-Version herausgebracht: der Koonunga Hill Seventy Six Shiraz Cabernet. Josh Raynolds, Australienverkoster für Vinous, findet für ihn die richtigen Worte: „Der Seventy Six hat mehr von allem: mehr Tiefe, mehr Kraft, mehr Gaumenfülle, mehr Eleganz, mehr Präsenz, mehr Tannin!“
Ein weiterer Top-Wein von Penfolds wird ausschließlich aus Trauben des Barossa Valleys erzeugt: Der RWT Shiraz wird in neuen französischen Barriques ausgebaut und war der Endpunkt einer Reihe von Experimenten, den Red Winemaking Trials. Das Ergebnis ist untypisch für das Weingut, aber unglaublich ausdrucksstark. Der St. Henri Shiraz, das nächste Prunkstück des Hauses, wurde anfangs noch als Claret bezeichnet und bestand zu Beginn aus Cabernet Sauvignon und Shiraz, bis er 1989 auf seinen heutigen Namen umbenannt und entsprechend auf Shiraz reduziert wurde. Im Gegensatz zu Grange und RWT wird er in großen Fässern ausgebaut, wodurch er eleganter und altmodischer im Stil gerät, zugleich aber die puristische Intensität der Syrah-Rebsorte schön entfalten kann. Damit erinnert er frappant an die besten Weine der nördlichen Rhône.
Wer erst den kleinen Bruder des Grange kosten möchte, ist mit dem Cabernet Shiraz Bin 389 bestens bedient, dem die Ähnlichkeit in der Stilistik den Beinamen „Kleiner Grange“ eingebracht hat: Beide begeistern mit frischer, ausladender Aromatik, feinkörnigem Tannin und dunkler, schokoladiger Beerenfrucht. Kein Wunder, lagerte er doch in amerikanischen Barriques, die im Jahr davor Grange oder Bin 707 enthielten. Letzterer ist ein sagenhaftes Cabernet-Sauvignon-Pendant des Grange, ausgebaut in neuen amerikanischen Fässern. Seine Trauben kommen mehrheitlich aus dem legendären Block 42 und aus dem kühleren Coonawarra.