Aushängeschild Ihres Weinguts ist „Das Phantom“ – und zwar schon seit 1987. Wie kam es zu dieser Cuvée, und wie entstand damals der einprägsame Name?
Markus Kirnbauer: Mein Vater kam damals als erster Rotweinwinzer Österreichs auf die Idee, eine Cuvée zu kreieren. Mehrere Sorten zu vermischen war damals im Mittelburgenland noch ein höchst exotischer Gedanke. Aus dem ersten Versuch mit Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet wurde im Lauf der Zeit die heute gültige Formel aus überwiegend Blaufränkisch mit Cabernet, Merlot und (seit 2004) Syrah. Der Name entsprang einer spontanen Assoziation: Als der erste Jahrgang verkostet wurde, da präsentierte er sich so fremd, so anders, so unergründlich und in jeder Hinsicht dunkel, dass sich die Bezeichnung „Phantom“ geradezu aufdrängte. Auch das schwarze Etikett wurde gleich zu Anfang festgelegt. Die Erstellung der Cuvée wird Jahr für Jahr zum gruppendynamischen Familienereignis. Am gemeinsamen Tisch werden die Grundweine verkostet, die unterschiedlichen Mischungen probiert und bewertet, über Tage hinweg. Jedes Familienmitglied gibt seinen Favoriten bekannt, mitunter wird heftig diskutiert – doch am Ende steht ein Wein, zu dem sich alle bekennen und der die Tradition des Phantoms würdig fortsetzt.
Neben dem Blaufränkisch sind internationale Sorten sehr wichtig am Weingut K+K Kirnbauer. Warum passen Cabernet, Merlot und Syrah so gut ins Mittelburgenland?
Markus Kirnbauer: Wir haben einfach die perfekte Bodenvielfalt. Schwere Lehmböden, Löss, Schotter bis hin zum Muschelkalk. Ein wahres Paradies für „fast alle“ Rebsorten. Grundsätzlich gibt es bei uns ausreichend Niederschlag im Frühling und einen trockenen Herbst – da fühlen sich Reben einfach wohl.
Auch ein reinsortiger Cabernet Franc – in Österreich eine Seltenheit – gehört zum Sortiment. Was fasziniert Sie an dieser Sorte?
Markus Kirnbauer: Der Cabernet Franc ist die Diva der Rebsorten – nicht einfach im Weingarten und auch nicht bei der Lese, aber hat man das richtige Plätzchen und den richtigen Umgang mit ihm gefunden, so entsteht ein großartiger Wein. Man muss Cabernet Franc quasi eine Showbühne bieten, um sein finessenreiches Spiel in vollem Genuss erleben zu dürfen. Er ist ein wahrhafter Gaumenschmeichler, charmant und eindrucksvoll – ohne aufdringlich zu wirken.
Eine weitere Spezialität ist der Zweigelt Girmer. Was zeichnet ihn aus?
Markus Kirnbauer: Der Zweigelt spielt im Mittelburgenland traditionell keine große Rolle. Klassisch ausgebaut ist er unspektakulär. Um diesem Wein das gewisse Etwas zu geben, braucht es ein perfektes Zusammenspiel zwischen Wein und Holz. Wir haben die Antwort mit der österreichischen Eiche aus unserem eigenen Eichenwald in Girm, einem Ortsteil von Deutschkreutz, gefunden. Im Gegensatz zu anderen Eichenhölzern, zum Beispiel „American Oak“, spielt unser Holz mit Anklängen von Milchschokolade, Kokos und eher helleren, leichteren Aromen, die einfach viel besser mit dem Zweigelt harmonieren.
Und wie finden Sie als Winzer die richtige Balance bei Weinausbau im Barrique?
Markus Kirnbauer: Jede Sorte, jede Lage braucht ihr eigenes Holz. Und natürlich muss man noch die richtige Dauer des Holzeinsatzes antizipieren. Der Wein muss vom Holz geküsst werden – und dann kriegt der Wein Schmetterlinge im Bauch und wird beflügelt!
Haben Sie einen persönlichen Lieblingswein im Sortiment oder einen Bereich, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Markus Kirnbauer: Das kommt ganz auf die Jahres- und Tageszeit an! Aber sehr viel Freude habe ich derzeit mit der „Royal Selection“. Mit dieser neuen Lagenselektion zeigen wir, wie unterschiedlich Blaufränkisch sein kann. Großes Kino!
Was schätzen Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Markus Kirnbauer: Von den Gummistiefeln bis zum Smoking – abwechslungsreicher kann ein Job nicht sein.
Welche Weine der Welt trinken Sie sonst gern? Was bestellen Sie häufig im Restaurant?
Markus Kirnbauer: Hier kommt es ganz darauf an, wer mich oder uns bei einem Restaurantbesuch begleitet. Meine Frau und ich bevorzugen zum Glück die selbe Weinstilistik. Wir mögen vollmundige Weißweine, einen gut temperierten Pinot Noir, aber auch die großen Klassiker aus Österreich und Europa. Wobei wir hier nicht auf große Markennamen achten, sondern mehr auf Herkunft, Qualität und die persönliche Beziehung.
Vielen Dank für das Gespräch!