Die neue Frische aus Portugal
Niepoort – von Nat’Cool bis Port

Portugal ist ungeheuer faszinierend und hat viel mehr als „nur“ Portwein zu bieten. Längst sind die trockenen Weiß- und Rotweine aus den diversen portugiesischen Anbaugebieten fest am Weinmarkt etabliert.
Der vom Innovationsgeist getriebene Dirk Niepoort ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der internationalen Weinbranche. Sein Familienunternehmen besteht als Portweinhaus bereits seit 1842, eigene Weingärten im Douro-Tal kamen 1987 hinzu, als Dirk seinen Vater Rolf überzeugte, die Quintas de Nápoles und do Carril zu erwerben, 15 Hektar neue Reben zu pflanzen und gleichzeitig die sechzig Jahre alten Rebbestände zu bewahren. Damals begann Niepoort die ersten trockenen Rotweine herzustellen, über die der Seniorchef erst die Nase rümpfte, bevor er lernte, sie zu würdigen. Seinen Auftrag, Innovationen voranzutreiben und das Gute zu bewahren, erfüllt Dirk Niepoort seit Jahrzehnten mit Perfektionismus und Liebe zum Detail. Seine Leidenschaft zum Weinbau ist dabei weit über das Douro-Tal hinausgewachsen – nach Bairrada, Dão, in den Alentejo und das Vinho-Verde-Gebiet und sogar bis an die Mosel. Immer wieder startete er mit Weingütern in spannenden Regionen gemeinsame Projekte für besondere Weine.
Vinho Verde – grüner Wein?
Wörtlich übersetzt bedeutet Vinho Verde „grüner Wein“, was sich allerdings nicht auf die Farbe des Weines bezieht und auch nicht auf grüne, unreife Trauben, wie manche behaupten. Tatsächlich verweist der Name des Weines auf seine Jugendlichkeit und zugleich auf die üppig grüne Landschaft in seinem Ursprungsgebiet Vinhos Verdes im regenreichen Nordwesten Portugals. Dort wachsen 60.000 Hektar Reben – deutlich mehr als in ganz Österreich.
Prägend für den Weinbau sind die Küstennähe und die kalten Brisen vom Atlantik, welche die charakteristische Frische in Weiß, Rosé, Rot und Prickelnd ermöglichen. Früher tauchte Vinho Verde in unseren Breiten höchstens als Billigwein im untersten Supermarktregal auf, doch mittlerweile hat in der Region eine neue Ära begonnen und immer mehr Weingüter setzen auf Qualität.

Dirk Niepoort beschäftigte sich früh mit dem Potenzial von Vinhos Verdes. In Kooperation mit der bekannten Quinta do Soalheiro schuf er den Dócil Vinho Verde von der autochthonen Rebsorte Loureiro, der seine Herkunft, das von Granitböden geprägte Lima-Tal, auf lebendige Art ins Glas bringt.
Und aus der aufstrebenden Subregion Monção e Melgaço stammt der ADN Alvarinho Vinho Verde, den Niepoort gemeinsam mit Anselmo Mendes, einem Experten für die hochwertige Sorte Alvarinho, erzeugt. Das Kürzel „ADN“ steht einerseits für die Initialen seiner Schöpfer, andererseits für DNA auf Portugiesisch und repräsentiert so die Unverwechselbarkeit des kargen Terroirs von Monção e Melgaço. Regelmäßige Batonnage verleiht diesem leichtfüßigen, mineralischen Wein herrliche Vielschichtigkeit.
Der Weg der Leichtigkeit

Besonders am Herzen liegt Dirk Niepoort derzeit die vor Lebendigkeit sprühende Serie Nat’Cool. Dieses Konzept bringt unterschiedliche Winzer:innen zusammen, deren Ziel es ist, leichte, trinkfreudige Weine mit möglichst wenigen Eingriffen in die Natur und einem Low-Intervention-Zugang im Keller herzustellen.
Die fröhlichen Weine sind bewusst auf unkompliziertes Trinkvergnügen angelegt – wie der spritzige Nat’Cool Drink Me Branco und der fruchtig-saftige Nat’Cool Drink Me Rosé. Auf Klärung und Filtration wird hier verzichtet, eine zarte Trübung ist gewollt. Der Nat’Cool Rosé reifte lange auf der Feinhefe, worauf seine wunderbare Textur beruht. Und weil man von solchen Weinen immer gern noch ein Glas trinkt, werden sie in Literflaschen abgefüllt.
Dirk Niepoorts persönlicher Vorliebe für Frische, Feinheit und Trinkfluss kommt auch die helle, pinotartige Rotweinsorte Baga entgegen. Sie ist die Hauptsorte in Bairrada, einem angesagten Gebiet südlich des Douro, wo kalkhaltige Lehmböden und die Frische vom Atlantik den Weinstil prägen. In Bairrada übernahm Dirk Niepoort bereits 2012 die Quinta de Baixo. Der Lagar de Baixo Baga stammt von 40- bis 60-jährigen Reben. Mit feinem Säurebogen, charmanter Kirschfrucht und viel Frische unterstreicht er die Finesse der Sorte.
Neuinterpretation des Douro
Das Douro-Tal ist berühmt für seine Steillagen. Was Lagen und Böden betrifft, gilt Dirk Niepoort als ausgesprochener Fanatiker, interessiert sich für Weingärten dort, wo niemand sonst sie haben will. Auch ist er ein großer Fan von alten Reben.

Die Trauben für den burgundisch anmutenden Klassiker Redoma Branco kommen von Weingärten auf 400 bis 600 Meter Seehöhe am rechten Douro-Ufer. Alte Reben von Rabigato, Códega do Larinho, Viosinho, Donzelinho und Gouveio wurzeln hier in Glimmerschieferböden. Der in 228- und 500-Literfässern ausgebaute Weißwein überrascht mit kühlem Charakter, straffer Struktur und würziger Frische.
Der Redoma Tinto ist Dirk Niepoorts ursprünglicher Douro-Wein, der 1991 erstmals auf den Markt kam. Vinifiziert im großen Holzfass, präsentiert er sich als Sinnbild des Douro-Tals – mit markanter Persönlichkeit und Struktur, aber herrlich leichtfüßig, rotbeerig, mit würziger Länge. Alte, nach Norden ausgerichtete Weinberge der Quinta de Nápoles und aus dem Pinhão-Tal bilden die Grundlage für den Redoma Tinto, der vorwiegend aus Tinta Amarela, Tinta Roriz und Touriga Franca besteht. Sein kleiner Bruder heißt Vertente und bringt Eleganz, Präzision und jugendliche Frische ins Glas.
Last, but not least steht Niepoort nach wie vor für feinste Portweine. Der Late Bottled Vintage Port reift vier bis sechs Jahre lang in großen Holzfässern. Die lange Reifezeit verleiht ihm einen runderen und reiferen Charakter. Seine feine Süße ist perfekt in die dichte Frucht und die schmelzig-pikante Konzentration des Portweins eingebunden.