Heißer Tipp: Kühle Rote
Zimmertemperatur war gestern!

Autorin: Daniela Dejnega
Leichte, lebendige Rotweine sind der Trend des Sommers. Man trinkt sie ordentlich gekühlt, was ihre Frucht betont und auch an warmen Tagen Erfrischung bringt.
Zimmertemperatur für Rotwein? Ein alter Mythos, der sich hartnäckig hält, jedoch heutzutage weder im Winter und schon gar nicht im Sommer zutrifft, denn bereits 22 Grad sind für jeden Rotwein viel zu warm. Tatsächlich lautet die Empfehlung: Kräftige Rote genießt man möglichst bei 16 bis 18° C; fruchtbetonte, leichtfüßige Rote kommen am besten bei 12 bis 14° C zur Geltung. Warum? Die Kühle unterstreicht Frucht und Frische, ist ein Rotwein hingegen zu warm, sticht der Alkohol in die Nase, die Lebendigkeit nimmt ab und der Wein geht in die Breite, zudem wirken die Gerbstoffe oft adstringierender als sie tatsächlich sind.

Besser gechillt
Da nur wenige Menschen über einen ganzjährig ideal temperierten Keller verfügen, stellt sich die Frage, wie man sommerliche Rotweine am effektivsten auf die richtige Trinktemperatur bringt. Die Erfahrung zeigt: In der Regel reicht es, den Rotwein eine gute Stunde vor dem Öffnen in den Kühlschrank zu legen.
Es klappt aber genauso gut anders herum: Wer einen Rotwein längere Zeit im Kühlschrank aufbewahrt, sollte ihn eine Stunde vor dem Genuss herausnehmen. Im Fall des Falles bietet auch eine simple Kühlmanschette eine brauchbare Lösung. Haben Sie keine Scheu, einen Rotwein im Sommer sogar ein paar Grad zu kalt zu servieren. Gerade bei hoher Lufttemperatur erwärmt er sich rasch – schon beim Ausschenken und dann weiter im Glas, wobei sich sehr gut beobachten lässt, wie der Wein aromatische Vielfalt, Balance und Trinkfluss entwickelt.
Unerwartete Coolness im Burgenland
Österreichs autochthone Rotweinsorten haben ein besonderes Talent, um als coole Rote aufzutreten. Im leicht- bis mittelgewichtigen Stil besitzen sie genau jene Eigenschaften, die im Sommer Spaß machen: Frucht, Struktur, Frische und Trinkfluss.
Wachter Wieslers Blaufränkisch Béla-Jóska, ein Südburgenländer mit kühlem Charakter, bringt die gebietstypische Würze und Mineralität vom Eisenberg auf puristische Art ins Glas. Als Visitenkarte des Weinguts repräsentiert dieser Blaufränkisch die schnörkellose Handschrift von Christoph Wachter perfekt. Zwei Drittel der Trauben wachsen auf den eisenhaltigen Lehmböden, ein Drittel stammt von Grünschieferböden. Ausgebaut wird Béla-Jóska in großen Fässern.

Ein ebenso animierender und sommertauglicher Roter ist Hannes Schusters Einstiegswein Aus den Dörfern Rot, den der Winzer aus den Sorten Rotburger – wie der Zweigelt bei ihm heißt –, Sankt Laurent und Blaufränkisch keltert. Seine Saftigkeit, die seidigen Tannine und die frische rotbeerige Frucht verleihen ihm Charme und Eleganz.
Der internationale Klassiker, wenn es um Rotweine geht, die man gekühlt trinken sollte, ist die Sorte Pinot Noir. Ihre Feingliedrigkeit in der Nase und am Gaumen kommt bei etwa 14° C am besten zur Geltung. Birgit Braunsteins Pinot vom Sonnenberg erweist sich als Inbegriff eines leichtfüßigen, fruchtbetonten Sommerweins mit Niveau, der zum Picknick im Grünen, auf der Terrasse oder am See ein großartiger Begleiter ist.
Erfrischend abwechslungsreich
Frankreich & Südtirol
In Sachen sommerlicher Rotwein lohnt sich ein Blick über die Grenze nach Südtirol, wo die beliebte regionale Spezialität Vernatsch traditionell gekühlt getrunken wird. Sortentypisch verbindet dieser helle florale Wein Rotbeerigkeit und Mandelnoten. Als Superstar gilt der St. Magdalener, der im mediterran anmutenden Klima von Bozen gedeiht. Bei Waldgries erhält der St. Magdalener durch einen kleinen Anteil von Lagrein ein Plus an Struktur und Intensität.
Nicht zuletzt von Beaujolais weiß man, dass es sich lohnt, diesen charmanten Franzosen vor dem Genuss zu kühlen. Le Ronsay der Domaine des Terres Dorées präsentiert sich mit vielfältiger Frucht, spielt mit Kräuternoten und macht mit feinen Tanninen Lust auf den nächsten Schluck – ein Paradebeispiel für die Sorte Gamay.

Im Südwesten Frankreichs überzeugt Malbec mit seinem eigenständigen Charakter. Bei Château du Cèdre bringt diese Sorte vorwiegend dunkle und kraftvolle Weine hervor, doch der Belgier Pascal Verhaege trägt nicht umsonst den Titel „Meister des Malbecs“: Mit dem im Betontank ausgebauten „Juveniles“ hat er einen lebhaft-frischen Einstiegswein geschaffen, der mit heller Frucht, sanfter Textur und viel Geschmack begeistert.
Übrigens, bei aller Liebe zum kühlen Roten: Eiswürfel bleiben ein No-Go. Sie verwässern jedes Getränk und das steht vor allem einem von Haus aus leichteren, filigranen Rotwein ganz und gar nicht!