In Österreich gibt es wahrscheinlich keinen größeren Furmint-Spezialisten als Michael Wenzel. Dabei gibt es die Rebsorte im Burgenland länger als das Burgenland selbst. Zur Zeit der Habsburger Monarchie, als sich durch den Neusiedler See noch keine Grenze zog, wurden im heutigen Burgenland selbstverständlich dieselben Rebsorten angebaut wie in Tokaj, darunter vor allem auch der Furmint, der dem berühmten Süßwein Tokaj Aszú sein Rückgrat verleiht.
Dieselbe Funktion hat die Sorte auch beim österreichischen Äquivalent des Tokajer, dem Ruster Ausbruch. Und hier kommt Michael Wenzel ins Spiel. Von 1997 bis 2004 produzierte er am kleinen Familienweingut in Rust klassische Weißweine sowie Rotweine aus Blaufränkisch und Pinot Noir, vor allem aber edelsüße Weine nach dem Vorbild von Tokaji. Zusätzlich erweiterte er zu dieser Zeit seinen Horizont durch drei Ernten in Neuseeland, eine in Australien und eine in Kalifornien.
Inspiriert vom Pioniergeist und der Aufbruchsstimmung der Neuen Welt, beschloss er, zu den Wurzeln in Rust zurückzufinden, diese aber neu und zeitgemäß zu interpretieren. Aufbauend auf den Furmint-Edelreisern, die sein Vater Robert und sein Großvater Ladislaus im Winter 1984 über den Eisernen Vorhang aus Ungarn nach Österreich geschmuggelt hatten, begann er mit der Umsetzung seiner Vision, die alten Leitsorten des Burgenlands zu kultivieren und diesen Schatz für die kommenden Generationen zu bewahren. Im Laufe der Zeit konnte er die Fläche laufend erweitern, sodass der Furmint inzwischen bereits ein Drittel seiner Gesamtfläche ausmacht, die ihrerseits 9 Hektar beträgt. Damit besitzt Michael Wenzel ungefähr 10 Prozent der kompletten Furmint-Anbaufläche Österreichs. So rar ist die Rebsorte hierzulande geworden.
Gleichzeitig kann der Winzer nicht nur auf seine langjährige Erfahrung mit der Rebsorte zurückblicken, sondern auch auf das Wissen, das ihm von seinen Vorfahren weitergegeben wurde. Darüber hinaus arbeitet er stetig daran, sein Wissen über die Sorte zu erweitern, indem er Reisen unternimmt, Studien durchführt und die besten Reben auswählt und vermehrt.
Die Arbeit im Weingarten erfolgt dabei nach biologischen Richtlinien. Seit 2023 ist das Weingut biozertifiziert. Der Klimawandel verleiht dem Furmint zusätzliches Potenzial, da er gut mit hohen Temperaturen umgehen kann. Spontanvergärung ist bei Wenzel Standard. Ausbautechnisch hat er bereits alles probiert: trocken und süß, in Stahl, in der Amphore und im Holz oder auf der Maische vergoren. Die Schlüsse, die er aus seinen Experimenten gezogen hat, sorgen in seinen aktuellen Kreationen für enorme Präzision und Spannung.