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Cognac, Armagnac, Calvados – die Tradition lebt

Cognac, Armagnac, Calvados

Die Tradition lebt

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Autor: Bernhard Hlavicka

Wie die Musketiere kämpfen drei herkunftsgeschützte Spirituosen namens Cognac, Armagnac und Calvados für die weltweite Reputation französischer Spirituosen höchster Güte.

Der mit Abstand Größte unter den dreien ist der Cognac. Das Gebiet liegt rund um die gleichnamige kleine Stadt im Südwesten Frankreichs, nördlich von Bordeaux. Hier wird seit mehr als sechs Jahrhunderten Wein und Weinbrand produziert. Sieben Teilgebiete umfassen 70.000 Hektar Rebfläche. Die besten Cognacs stammen von den Kreideböden der Grande Champagne – Kerngebiet der Region. Ugni Blanc heißt die vorherrschende Rebsorte, aus der zuerst leichter säurereicher Wein hergestellt wird, der in einem zweifachen Brennverfahren zum legendären Weinbrand gebrannt wird. Danach beginnt die Lagerung in Barriques aus der Limousin-Eiche. Die Dauer der Fassreifung lässt sich an den Beinamen der Cognacs ablesen. Dabei steht VS für „Very Special“ (mindestens zwei Jahre Fassreife), VSOP für „Very Superior Old Pale“ (mindestens vier Jahre) und XO für „Extra Old“ (mindestens zehn Jahre).

Über 200 Millionen Flaschen fließen jährlich in den Weltmarkt. Besonders stark boomt Cognac in den USA. Afroamerikanische GIs, die den Cognac im Ersten Weltkrieg kennenlernten, nahmen ihn mit in die Heimat – damit wurden Bebop-Partys gefeiert. Fortan begleitete Cognac Musikrichtungen wie Jazz, Rock and Roll und Hip-Hop. Heute findet der Boom seinen Höhepunkt in der amerikanischen Rapper-Szene. 50 Cent, Jay-Z und viele andere trinken in ihren Videos Cognac und sind teilweise sogar mit eigenen Marken engagiert. Auch in Fernost und in Indien ist Cognac auf dem Vormarsch. Große Marken wie Rémy Martin sorgen für das weltweite Renommee und gleichmäßig hohe Qualitäten. Rémy Martin wurde 1724 gegründet und ist heute zusammen mit Hennessy, Martell und einigen anderen Markenbotschafter der Region. Während Rémy Martin VS weitverbreitet erhältlich ist, stammt der rare XO von einer aus 350 verschiedenen Einzelteilen bestehenden Assemblage, die mindestens 18 Jahre in Fässern zu ihrer Vollendung reifen durfte.

Cognac

Die Kunst der Assemblage

Armagnac

Der kleine, aber ältere Bruder von Cognac

Calvados

Ein fruchtbetonter Apfelweinbrand

Der dritte Musketier der französischen Edelbrände stammt aus der nördlichen Normandie. Hier, im gleichnamigen Departement, ist der Calvados zu Hause. Sein Name stammt von einem 1588 vor der nordfranzösischen Küste gesunkenen spanischen Schiff namens „El Salvador“. Der Brand wird aus bis zu 25 verschiedenen Apfelsorten gewonnen. Zunächst vergärt der Most zu Cidre. Aus diesem destilliert man in einem zweistufigen Brennverfahren einen Brand. Hier werden, anders als in Cognac und Armagnac, größere 400-Liter-Fässer zur Reifung verwendet. Der Holzeinfluss soll nicht zu stark sein. Francois-Xavier Huet leitet heute in fünfter Generation die Familien-Brennerei Pierre Huet in Pays d’Auge, im Kerngebiet der Region. Er zielt auf eine frische Stilistik ab. Auch bei lange gereiftem Calvados, wie beim zwanzigjährigen Cordon Argent ist es wichtig, dass ein frischer, apfelig-hefiger Fruchtton erhalten bleibt. Kraft, Würze und Noten von unpasteurisiertem Cidre machen einen großen Calvados aus. Der Fine ist ein idealer junger Calvados, mehr auf der fruchtigen Seite. Er passt nicht nur ideal an das Ende eines Mahls, sondern wird traditionell beim Festessen in der Normandie zwischen den Gängen gereicht. Diese kleine Pause wird „normannisches Loch“ (trou normand) genannt und hält den Genießer und seinen Magen bei Laune. Alle drei Musketiere eigenen sich jedenfalls trefflich dazu, sie meditativ und solo auch nach dem Mahl zu genießen. Lang lebe der Weinbrand!

Willi Klingers spitze Zunge grau breit

Die letzte Wahrheit heißt Cognac
Ein Plädoyer für Frankreichs Klassiker in Zeiten des Gin Booms

Es ist der Tag vor der Weinmesse VINEXPO Bordeaux im Jahr 1989. Zum Relaunch des kleinen Cognac-Hauses A.E. Dor treffen sich 30 Experten und Importeure aus aller Welt in der Schatzkammer der Firma, um Frankreichs ältesten amtlich zertifizierten Cognac aus dem Jahr 1805 zu verkosten. Wir wurden in das „Paradis“ gebeten, jenes hinterste Kellerabteil, wo die Erzeuger ihre wertvollsten Reserven in Glasballons, sogenannten Bonbonnes (2–25 Liter) oder Dame-Jeannes (30–50 Liter), lagern, nachdem die wertvollsten Brände ihre bis zu 50-jährige Holzfassreifung abgeschlossen haben. Fünf Liter fasste die kleine Korbflasche mit dem 1805er, dessen Siegel der Besitzer zum ersten Mal in der Geschichte brach, um den Anwesenden mit einem Gummischlauch eine winzige Kostprobe zu zapfen. Mit seinem im Lauf von fast zwei Jahrhunderten auf 30 Prozent gesunkenen Alkoholgehalt schmeckte der Methusalem entsprechend mild und, zugegeben, schon ein wenig schlaff. Dennoch zählt der kleine Schluck, den ich damals als einer der Glücklichen gereicht bekam, zu den bemerkenswertesten Erlebnissen meiner Laufbahn. Wer so alte Spezialitäten trinkt, erlebt Geschichte: „Als dieser Cognac im November 1805 gebrannt wurde, befand sich Napoleon auf dem Weg nach Wien“, wurde bei der Verkostung aus den Annalen verlesen. Dass die Franzosen gerade am 11. November 1805 in Loiben in der Wachau ein Gefecht verloren, von dem das Denkmal am Höhereck zeugt, hielt sie bekanntlich nicht auf.

Cognac ist ein jahrhundertealtes Kulturgut, ein Produkt, das mehr als jede andere Spirituose vom Terroir der Charente im Westen Frankreichs geprägt ist. Die besonders porösen Kreideböden der Kernzone „Grande Champagne“ bringen im Zusammenspiel mit dem kühlen atlantischen Klima jene säurebetonten Weine hervor, die man als solche niemals trinken möchte, während sie in destilliertem Zustand nach langer Reifung in kleinen Eichenfässern zum großartigsten Brand der Welt heranreifen. Das Gros der jungen Cognacs wird nach wenigen Jahren in günstigeren Preisklassen verkauft und hat relativ wenig mit jenen erlesenen Reserven zu tun, die den strengen Ausleseprozess von Expertengaumen überstehen. Diese erreichen während einer 20 bis 50 Jahre dauernden Reifezeit im Eichenfass jene überragende Komplexität, Tiefe und Balance, die große Cognacs so einzigartig macht. Dagegen wirkt der heute so populäre Gin als lustiger Flachwurzler. Es gibt aber auch wirklich interessante junge Cognacs, wie den „COQ“ des kleinen feinen Hauses Fillioux. Im Gegensatz zu den kommerziellen Standardprodukten mit ihrem von Zuckercouleur karamellig eingeebneten Geschmack ist selbst beim Benjamin dieser alten Cognacfamilie das Terroir der Grande Champagne durch eine bezaubernde Fruchtigkeit sofort präsent. Aber klarerweise muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, wenn man das ganz große Cognac-Erlebnis mit bleibenden Geschmackseindrücken, wie beim „Très Vieux XO Extra“ oder gar beim 18-jährigen „So Elegantissime XO“ haben will. Die sind für ihr wirklich großes Niveau aber immer noch wohlfeil, denn wahre Kenner wissen: Die Cognac-Preisskala ist nach oben offen, und nicht immer hält die Qualität mit dem Trara mit.

Gegen den noblen Cognac ist der Armagnac ein rustikaler Bursche, und das soll er auch sein. Als Kind Aquitaniens gehört er in den Kontext der regionalen Kost zwischen Toulouse und Bordeaux. Ein verrückter Pariser Koch hat einmal geschrieben, Foie gras könne man nicht besser erleben als am Morgen nach der Jagd mit einem Glas Armagnac. Mir fallen natürlich auch weniger kontroversielle Szenarien ein, um dem kleinen Bruder des Cognacs Ehre zu erweisen. Ich sehe noch heute den Szenewirt Jean-Pierre Xiradakis in seinem herrlichen Bordelaiser Beisl „La Tupina“ am Haustisch neben dem Grill schlemmen. Als ich ihn fragte, was er im Glas habe, befahl er kurz: „Goûte!“ (Koste mal!) Es war ein Armagnac, rau, vanillig, fruchttief – ganz nach dem Charakter des Lokals: „Authentiquement Sud-Ouest“. Insofern ist auch der Calvados, um den es bei uns zuletzt etwas still geworden ist, unverwüstlich, denn sein Charakter wurzelt tief in der Erde des Pays d’Auge, dem Apfelland der Normandie. Und während man im noblen Deauville auf der Rennbahn champagnisiert, kann man sich im Hinterland, dem besten Teil der Calvados-Produktionszone und gleichzeitig einer der ruhigsten Gegenden der Grande Nation, in einem der zahlreichen Manoirs trefflich erholen. Es ist schön in der Normandie abseits der Küste. Auch die Käse sind spitze: Pont l’Évêque, Livarot und der echte Camembert. Und ein guter Calvados passt zu den edlen Stinkern sicher besser als jeder Wein.

Ihr Willi Klinger