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Pinot Blanc

Pinot Blanc

König ohne eigenes Reich

Willi Klingers spitze Zunge grau breit

Willi Klingers spitze Zunge

Der Pinot Blanc, hierzulande auch als Weißburgunder bekannt, fristet als „exquisite Nischensorte“ (© Ludwig Neumayer) trotz seiner unbestrittenen Qualitäten ein eher bescheidenes Dasein im Schatten seiner populäreren Verwandten. Der Pinot Gris zum Beispiel, der seine Berufung zum großen Wein nur allzu selten aufblitzen lässt, verdingt sich viel lieber als Grauburgunder im deutschen Schlagergeschäft oder als Pinot Grigio auf der Italo-Kommerz-Welle. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell fürwahr, bei dem nur die wenigsten bedauern, dass aus der einst „Ruländer“ genannten Sorte früher mehr charakter- und gehaltvolle Weine gekeltert wurden. Nur wenn man sucht, wird man heutzutage fündig: Da und dort in der Steiermark, in der Pfalz oder im Elsass, zum Beispiel, aber auch in Baden (Ziereisens „Jaspis“) und sogar bei Franz Hirtzberger in der Wachau, der, wie Rudi Pichler, auch exzellenten Weißburgunder („Pluris“) macht. Ganz anders liegt der Fall beim Chardonnay, der weltweit verbreitetsten Weißweinsorte, die überall wächst, meistens gute Resultate bringt und sich in einigen Gebieten stolze Hochburgen gebaut hat, nicht zuletzt in ihrer Heimat Burgund.

Und so geht es dem Pinot Blanc, unserem allseits geschätzten Weißburgunder, wie allen „ewigen Zweiten“ der Geschichte. Mehr noch: Er sitzt zwischen dem großen Chardonnay und dem beliebten Pinot Gris in der Zwickmühle. Dabei sind sich viele Experten einig, dass Pinot Blanc Anlagen zu echter Klasse besitzt, wobei er in seiner Noblesse eher mit inneren Werten als mit lautem Getöse punktet. Sein dezentes Bukett mit einer besonders feinen Blume, die auf eine ganz subtile Art die Beschaffenheit des Bodens, auf dem er wächst, durchscheinen lässt, verlangt einen behutsameren Ausbau als der strukturiertere Chardonnay, der traditionell auch mit neuem Holz gut zurecht kommt. Der sanfte Umgang mit dem Weißburgunder begünstigt die in seiner DNA angelegte Feinheit der Textur und lässt terroirbedingte mineralische Noten durchscheinen. „Charakteristisch dafür ist eine einzigartige Verbindung von Schwung mit Schmelz; von Lebhaftigkeit mit einer natürlichen (nicht zugesetzten) Cremigkeit“ schreibt der amerikanische Pinot-Blanc-Fan David Schildknecht und zitiert seinen Kollegen Ian d’Agata: „Nur sehr selten erreicht Pinot Grigio den Grad an Finesse zu dem Pinot Bianco fähig ist.“

Und doch gibt es auf der Welt keine einzige Region, die sich so mit Pinot Blanc identifiziert wie Burgund mit dem Chardonnay, Deutschland mit dem Riesling oder Niederösterreich mit dem Grünen Veltliner. Er wird überall ein bisschen angebaut, ist aber nirgends dominant. Immerhin spielt er im Burgenland bei den Weißweinen eine wichtige Rolle, seit der Sortenpionier Jost Höpler mit dem Pinot Blanc vom Klosterkeller Siegendorf schon vor einem halben Jahrhundert Österreichs beliebtesten „Fischwein“ kreierte. In der Folge waren es Engelbert Prieler und Erwin Tinhof, die das Potenzial des Weißburgunders am Leithaberg aufzeigten, auch wenn Anton Kollwentz schon früh den Chardonnay propagierte. Jedenfalls setzt auch Georg Prieler bis heute sehr stark auf Pinot Blanc, angefangen vom leichtfüßigen Schützner von den kalkreichen Böden der Riede Seeberg, über den kräftigeren Leithaberg und den salzigen Haidsatz bis zum großen straffen Steinweingarten.

In der Steiermark kämpft der Weißburgunder mit seiner Beliebtheit als Wein „für jede Gelegenheit“, womit er zwar dem leichten Welschriesling immer mehr den Rang als Einstiegswein abläuft, aber gegen den höher positionierten Morillon/Chardonnay ins Hintertreffen gerät. Da braucht es schon eine weinaffine Köchin wie Maria Sattler (Sattlerhof), die zu gekochtem Rindfleisch am liebsten einen gereiften Weißburgunder serviert und damit Lobeshymnen der Gäste erntet. Steirischer Weißburgunder kann auch ein großer Wein sein, wie zum Beispiel am Weingut Gross mit dem Monument vom Opok-Boden aus der Riede Nussberg-Stauder. Auch im steirischen Vulkanland gedeihen herrliche Weißburgunder auf kalkigen (Weingut Neumeister) oder basaltischen Böden, wie der beliebte Ortswein „Straden Basalt“ von Walter Frauwallner. Doch die Steiermark ist das Musterbeispiel dafür, dass es für eine sehr gute Sorte nicht ausreicht, an die Spitze heranzureichen, solange sie nicht darüber herausragt: Dafür sorgen Sauvignon und Morillon – der Fluch der Vielfalt in einer Welt der Zuspitzung.

Noch schlimmer ergeht es dem armen Pinot Blanc in Niederösterreich, wo man schon einen halben Shitstorm erntet, wenn man ihn einmal aus purem Zufall statt eines Grünen Veltliners zum Wiener Schnitzel postet, wie ich vor Kurzem. Und doch halte ich daran fest: Der „Weiße Burgunder“ (sic!) von Ebner-Ebenauer funktioniert hier genauso gut, weil das Terroir durch das biblische Alter der Reben stärker ist als die Sorte. Ein Pinot Blanc, der sehr wohl zum Schnitzel, aber genauso gut zum Hummer passt.

Ein Hauch von Heimat tut sich für den Pinot Blanc immerhin in Südtirol auf. Nicht nur, weil in Eppan an der Weinstraße unterhalb des Mendelkamms ganz ausgezeichnete Weißburgunder wachsen, sondern weil mit dem heuer zum vierten Mal stattfindenden Symposium „Spatium Pinot Blanc“ der Sorte hier eine internationale Bühne geboten wird. Genau genommen liegt der Gipfel des Olymps für den Weißburgunder – die Eppaner mögen es mir verzeihen – unten im Etschtal, an den Porphyrhängen der Gemeinde Terlan. Dort hat sich die lokale Leitsorte – wie der Grüne Veltliner in Österreich – erst in den 1950er Jahren aus dem Gemischten Satz heraus entwickelt und seither bewährt. Terlaner Weißburgunder und die Terlaner Cuvée mit 70 Prozent Weißburgunder wurden zu den Traditionsweinen der grandiosen Kellerei Terlan mit ihrem genialen Kellermeister Rudi Kofler. Auch wenn der Sauvignon Quarz heute der weltweit bekannteste und gesuchteste Wein des Hauses ist: Die Terlaner sind die weltweit einzigen, die dem Weißburgunder den absoluten Nummer-Eins-Status im Haus einräumen und ihm auch in den Cuvées mit Chardonnay und einem Hauch Sauvignon die dominierende Rolle geben. Bei den Jahrgangsraritäten und dem reinsortigen Vorberg darf der Weißburgunder schließlich zeigen, dass auch er ein König ist, auch wenn sein Herrschaftsgebiet nicht größer ist als das des Bürgermeisters von Terlan.

Ihr Willi Klinger
Markenbotschafter bei WEIN & CO

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