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Drei Personen sitzen auf Heuballen vor einem Scheunenhintergrund mit einem Kätzchen.

Gernot Heinrich

Von Freyheit bis Salzberg: Gernot Heinrich kreiert Kultweine quer durchs Sortiment. Der Falstaff ★★★★★-Winzer ist Bio- und Natural-Verfechter aus ganzer Leidenschaft und wird dennoch auch den Ansprüchen konventioneller Weintrinker:innen gerecht.

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Gernot Heinrich

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Jeder große und spannende Wein ist untrennbar mit besonderen Lagen und Böden verbunden.
Gernot Heinrich

Lebendige Rotweine mit Herkunftscharakter

Gernot und Heike Heinrich sind immer für Überraschungen gut. Wer hätte gedacht, dass sich ihr Pannobile des vielgeschmähten Jahrgangs 2014 gerade jetzt in solch fabelhafter Form präsentiert! Mit rotbeeriger Frucht und kompakter Struktur erzählt dieser Wein definitiv von seiner Jugend, bringt aber bereits die Komplexität und Samtigkeit der ersten Reife ins Glas. Dazu zeigt der lebhafte Säurebogen die Kühle des Jahrgangs 2014 und verleiht der Cuvée aus 45 Prozent Blaufränkisch und 55 Prozent Zweigelt unwiderstehlichen Trinkfluss. Die Heinrichs arbeiteten schon damals biologisch-dynamisch, mit größtem Respekt vor der Natur, mit spontaner Vergärung und möglichst wenigen Eingriffen im Keller. Heute ist das renommierte Golser Weingut sowohl nach respekt-BIODYN als auch nach Demeter zertifiziert. Authentische, unverfälschte und von ihrem Terroir geprägte Weine zu erzeugen, ist nach wie vor das große Ziel, und so gibt es auch immer wieder Neuigkeiten im Sortiment. Auf dem Markt ist nun der zweite Jahrgang von „Out of the dark“, einem Blaufränkisch, der die Antithese zu allen schweren, gerbstoffbetonten, anstrengenden Rotweinen darstellt. Leichtfüßig, floral und beschwingt strahlt dieser Wein mit heller Frucht, ist knackig frisch, knochentrocken und doch wunderbar charmant. Sechs Tage dauerte hier die Mazeration ganzer Trauben, dann wurde „Out of the dark“ schonend abgepresst, fertig vergoren und in der Amphore gereift. Ein Rotwein am Puls der Zeit, den man am besten leicht gekühlt genießt.

heinrich amphoren

Zugleich haben Gernot und Heike Heinrich ihren Klassikern, mit denen sie schon vor 30 Jahren die Weinwelt eroberten, niemals abgeschworen, sondern den Stil verfeinert und weiterentwickelt. Ihr Ried Gabarinza 2019, eine stoffige Cuvée aus 50 Prozent Zweigelt, 25 Prozent Blaufränkisch und 25 Prozent Merlot, erzählt mit Vielschichtigkeit, fleischiger Struktur und eleganter Kraft von seiner Herkunft, einer der besten Südhanglagen am Ostufer des Neusiedler Sees. Höchste Tanninqualität und die mineralische Länge versprechen großes Lagerpotenzial.

Gernot & Heike Heinrich im Interview mit Daniela Dejnega

gernot heinrich garten

Lieber Gernot, liebe Heike, euer Zuhause ist Gols, doch seit über 15 Jahren bewirtschaftet ihr auch Weingärten am Leithaberg. Wie und warum hat es euch auf die andere Seite des Neusiedlersees verschlagen?

Gernot Heinrich: Das waren sozusagen tiefschürfende Erkenntnisse…Wir haben 2006 begonnen, Weinberge am Leithaberg zu pachten und zu kaufen. Die kargen, steinigen Böden haben uns von Beginn an fasziniert und wir haben tatsächlich jede Menge Löcher gegraben und Bodenprofile freigelegt, um mehr Einblick und Wissen zu gewinnen. Es war uns sofort klar, dass die kühleren, vom Wald umrahmten Osthänge einerseits perfekt für die Sorte Blaufränkisch geeignet sind, andererseits aber auch ideale Bedingungen für unsere Weißweine bieten, in erster Linie für Chardonnay und Weißburgunder, doch genauso für Grauburgunder, Traminer, Welschriesling und Furmint. Die biodynamische Bewirtschaftung der Weingärten und die damit verbundenen lebendigen Böden tragen maßgeblich zu einer besseren Interpretation dieses großartigen und ganz besonderen Terroirs bei. Jeder große und spannende Wein ist untrennbar mit besonderen Lagen und Böden verbunden. Die besten Südhanglagen in Gols bringen vergleichsweise viel Kraft und Opulenz in den Wein und sorgen derart für die sehr strukturierten, lagerfähigen Topweine wie Gabarinza und Salzberg, die am heimischen Markt nach wie vor unsere wichtigsten Weine sind!

Auch der Merlot „Ziemlich beste Reben“ stammt von den Golser Südlagen. Erzählt uns bitte mehr zu diesem Neuzugang im Sortiment. Fühlt sich Merlot am Neusiedlersee wohl und würdet ihr ihn heute noch auspflanzen?

Heike Heinrich: Die Sorte Merlot ist perfekt geeignet, um einen kräftigen, opulenten, tiefdunklen Rotwein mit samtigen Tanninen zu produzieren. Die weiche Fülle ist dieser Sorte eigen und bringt auch dementsprechende Vorteile in Cuvées mit Blaufränkisch oder Cabernet Sauvignon. Merlot muss natürlich auch perfekt ausreifen können, um Grüntöne zu vermeiden, und genau dazu braucht man auch die Top-Südhanglagen wie Gabarinza und Salzberg. Ein gewisser Lehmanteil im Boden ist in den extrem trockenen und heißen Jahren hier sicher ein großer Vorteil, auf reinen Sandböden ist der Merlot jedoch keine Zukunftssorte. Wir haben insgesamt acht Hektar Merlot im Anbau, das reicht uns auf jeden Fall, auch für die Zukunft.

Welche Rebsorte liegt euch in Hinblick auf die Zukunft dann ganz besonders am Herzen?

Gernot: Ohne Zweifel der Blaufränkisch, der inzwischen unsere Hauptsorte ist und über die Hälfte unserer Fläche belegt. Er zeigt eine Stilistik, die für Rotweine weltweit ziemlich einzigartig ist: kühle Frucht mit warmen Erdnoten und pfeffriger Würze, dabei puristisch und extrem elegant. Und unsere Blaufränkischen haben immer eine spürbare Säure und damit Frische. Außerdem ist diese Sorte ein echter „Storyteller“, der exakt die Sprache des Bodens spricht, auf dem er gewachsen ist. Deshalb lieben wir den Vergleich der Einzellagen Alter Berg (Kalk) und Edelgraben (Schiefer) so: same but different…

Kurz zurück zum Weißwein: Was macht euren Chardonnay Leithaberg aus und nach wie vielen Jahren erreicht er die optimale Trinkreife?

Heike: Die kuriose Verbindung aus Tiefgang und Leichtigkeit sowie der salzige Nachklang, und das hängt wieder unmittelbar mit den fossilen Kalksteinböden am Leithaberg zusammen. Der Kalk im Boden und seine Fähigkeit, ein gewisses Maß an Feuchtigkeit zu speichern, bringt in Verbindung mit begrünten Böden auch die entsprechende Kühle ein. Die beiden Einzellagen Alter Berg und Spiegel bilden den Hauptanteil in unserem Leithaberg Chardonnay.

Gernot: Bei der Vinifikation dieses Weines spielt die lange Lagerung auf der Vollhefe im großen Ovalfass (25 Hektoliter) ohne Zugabe von Schwefel und sonstiger Zusatzstoffe eine entscheidende Rolle. Spontane Gärung ist sowieso Voraussetzung, um die Komplexität bei gleichzeitiger Feinheit in diesem Wein zu erreichen. Die optimale Trinkreife erreicht dieser Wein für uns nach fünf bis zehn Jahren. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel: Der Jahrgang 2014 zeigt jetzt wunderschöne Ansätze – kann aber auch locker noch weitere fünf bis zehn Jahre reifen.

Die Weine der Linie „Freyheit“ zählen mittlerweile schon zu den Klassikern der Naturweinszene. Worum geht es bei diesen Weinen und wie werden sie ausgebaut?

Heike: Das ist einfach wörtlich genommen, die „Freyheit“, die wir meinen und die wir uns bei der Produktion dieser Weine herausnehmen. Es geht uns um eine ganz persönliche und sehr individuelle Interpretation der jeweiligen Sorte, wie zum Beispiel Grauburgunder, Traminer und Muskat Ottonel. Wir dürfen hier leider keine Herkunft auf das Etikett schreiben, obwohl alle Freyheit-Weine ebenfalls aus den Toplagen am Leithaberg mit den großartigen Kalk- und Schieferböden stammen. Durch ein höheres Maß an Extraktion werden mehr Aromen und geschmacksbestimmende Komponenten aus den Beerenhäuten extrahiert und in Summe ein intensiver komplexer Gesamteindruck erzielt. Die Freyheit-Weine werden in Amphoren vergoren und auch darin gelagert, meist ohne Schwefel, und der lange Hefekontakt bringt auch hier Frische und die natürliche Stabilisierung des Weines. Wir kreieren bei den Freyheit-Weinen jedenfalls ein ganz besonderes Geschmacksbild, manchmal durchaus vergleichbar mit einem abstrakten Bild oder einer Skulptur.

Angenommen, ihr würdet kein Weingut führen: Gibt es einen anderen Beruf, den ihr euch jeweils vorstellen könnt?

Heike: Nur noch Schafe züchten.

Gernot: Nur, wenn es unbedingt sein müsste…

Es muss nicht! Vielen Dank für das Gespräch!