Albariño, ganz dem Zeitgeist entsprechend
Noch vor 20 Jahren war Rías Baixas, eine Denominación de Origen (DO) im äußersten Nordwesten der Iberischen Halbinsel, weitgehend unbekannt. Rías Baixas liegt in Galicien, direkt nördlich von Portugal, und steht heute für erfrischende, saftige Weißweine von der Sorte Albariño. Mit der steigenden Popularität dieser Weine ist auch die Rebfläche im vergangenen Jahrzehnt beträchtlich gewachsen – auf etwa 4.000 Hektar. „Rías Baixas“ bedeutet „untere Buchten“, was sich auf die vier großen, tief ins Land reichenden Meeresbuchten bezieht, welche die spektakuläre Landschaft gestalten.
Ihre felsige Küste ist von Granit geprägt. Dem Klima drückt der kalte Atlantische Ozean seinen Stempel auf. Er bringt jede Menge feuchte Luftmassen und Niederschläge von bis zu 1.300 Millimeter pro Jahr – deutlich mehr als in der regenreichen Steiermark. Rías Baixas besitzt somit eine üppig grüne Vegetation und der Weinbau ist vor allem angesichts der vorteilhaften Bedingungen für Pilzkrankheiten eine Herausforderung. Die Sorte Albariño nimmt in Rías Baixas fast 95 Prozent der Fläche ein und bringt aromatische, frische und mineralische Weine hervor, ganz dem Zeitgeist entsprechend. Der Vergleich mit Grünem Veltliner oder gar Riesling ist mitunter nicht verkehrt.
Nicht mit Albariño verwechseln sollte man die Sorte Albarín Blanco, die aus Asturien am Nordrand von Spanien stammt. Die autochthone Sorte ist selten geworden, aber in der DO Tierra de León, die sich in der an Galicien grenzenden Region Kastilien und León befindet, beschäftigt sich der bekannte Önologe Raúl Pérez unter anderem mit Albarín Blanco. Pérez arbeitet für die Bodegas Margón und ist einer der ersten Verfechter von Herkunft und Terroir in Spanien. Margón bewirtschaftet ausschließlich Reben, die mindestens 90 Jahre alt sind. Der in französischer Eiche ausgebaute Weißwein Pricum Albarín Barrica ist salzig und intensiv im Geschmack.