Nachbar in Not?
Deutsche Weine: im Regal verschmäht – Blind verkostet geliebt

Autor: Johannes Vasak (WEIN & CO Geschäftsführer)
Seit unserer Gründung verfolgen wir bei WEIN & CO ein klares Ziel: den Weinhandel zu demokratisieren und die besten Weine der Welt zugänglich zu machen. Dieses Anliegen gilt heute noch genauso wie am ersten Tag. Wenig überraschend geht fast die Hälfte unseres Umsatzes weiterhin auf österreichische Weine zurück – und das ist auch gut so. Ab und zu lohnt sich aber auch ein Blick über die Grenzen.
In Italien, in Frankreich und in Spanien gibt es nach wie vor die bekannten großen Weine, aber abseits davon fluten aktuell Übermengen an höchstens durchschnittlichen Weinen die Märkte – Ware, die vor allem im Supermarkt landet. Und bei unserem Lieblingsnachbarn Deutschland brodelt es zusätzlich politisch wie wirtschaftlich: Der einstige Motor der EU stottert und auch dem Weinmarkt geht offenbar der Saft aus: Einerseits fallen die Fassweinpreise, andererseits sind manche Spitzenweine für Weinliebhaber:innen kaum noch erschwinglich. Aber gibt es nichts dazwischen?
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Meine persönliche Geschichte mit deutschen Weinen begann sehr früh. Mein erster Weintrip führte mich nicht in die Wachau oder in die Südsteiermark, sondern in die Pfalz. Wer einmal durch die Weinstadt Deidesheim spaziert ist, der kennt das Gefühl: Hier wird Wein nicht nur gemacht – er wird gelebt und zelebriert. Während meiner Jahre im Weinbusiness und im Austausch mit Sommelièren, Sommeliers und Weinfreaks zeigte sich, dass deutsche Weine aus den Regionen Mosel, Nahe, Rheingau, Pfalz etc. auf internationalem Parkett hoch im Kurs stehen. Bei Fachmessen wie der ProWein in Düsseldorf oder der Vinitaly in Verona steht beim Abendessen im Restaurant fast immer mindestens eine Flasche deutscher Riesling auf dem Tisch – und das völlig zurecht. Neben Riesling sind auch Chardonnay, Weißburgunder und Spätburgunder echte Aushängeschilder Deutschlands.
Umso erstaunlicher ist es, wie schwer sich deutsche Weine nach wie vor auf dem österreichischen Markt tun. Dabei höre ich auch oft im Verkaufsgespräch Aussagen wie: „Bitte keinen Wein von unseren lieben Nachbarn“, „Nein, ich trinke keine süßen Weine“ oder gar „Die Deutschen machen Wein?“ Ein bisschen „Cordoba- Effekt“ steckt hier wohl auch drin, schließlich glauben wir Österreicher: innen ja seit 1978, dass wir in allem besser sind – anscheinend auch im Weinbau.
Doch die Praxis zeigt ein differenzierteres Bild. Bei Blindverkostungen kommen deutsche Weine regelmäßig hervorragend an. Ihre Qualität, Präzision und Trinkfreude überzeugen sofort. Genau hier möchten wir ansetzen: Gemeinsam mit unserem jungen motivierten Team haben wir auf den vergangenen Weinmessen gezielt nach spannenden deutschen Weingütern gesucht und sind aus meiner Sicht fündig geworden. Uns war wichtig, verschiedene Regionen abzudecken und unser bestehendes Sortiment sinnvoll zu ergänzen.

So freuen wir uns, jetzt richtig spannenden Nachschub in Ihre Gläser zu bringen: Von den kristallklaren, schiefergeprägten Rieslingen des Kultweinguts Fritz Haag an der Mosel über die energiegeladenen, biodynamischen Burgunder-Kracher von Heitlinger im Badener Kraichgau bis hin zu den charaktervollen, puristischen Lemberger- und Riesling-Interpretationen von Karl Haidle in Württemberg. Mit Nik Weis – St. Urbans-Hof kommt einer der großen Namen von Mosel und Saar dazu: charakterstarke Rieslinge von steilen Schieferhängen, handgelesen, spontanvergoren und geprägt von der Erforschung und Vermehrung historischer Rebklone. Dazu begeistern die druckvollen, mineralischen Burgunder vom Kaiserstuhl aus dem Hause Salwey – echte Handschrift- Weine mit Kante – und nicht zuletzt die legendären Rieslinge des Rheingauer Spitzenbetriebs Wegeler, dessen Cuvée „Geheimrat J“ längst zu den Mythen der deutschen Weinszene zählt.
Mit diesem Mix möchten wir den deutschen Wein ein neues Kapitel in Österreich aufschlagen lassen – eines voller Qualität, Vielfalt und Entdeckungsfreude.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Verkosten!
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